Liebe Eltern
was braucht ein Kind und was brauchen Eltern, um ihrem Kind in der heutigen Zeit gerecht zu werden. Viele Eltern sind stark verunsichert, was die Erziehung ihrer Kinder betrifft. Früher scheint das irgendwie einfacher gewesen zu sein. Eltern und Schulen waren meist streng und haben bestimmt, was die Kinder zu machen haben. Und die Kinder hatten zu gehorchen.
Dann hat eine ohne Zweifel notwendige Liberalisierung eingesetzt. Doch wurde dabei die Notwendigkeit von Er-ziehung generell in Frage gestellt, und heute sind viele Eltern gleichermaßen verunsichert. In manchen Familien könnte man meinen, dass die Kinder das Leben bestimmen und nicht die Eltern.
Unsere Kids haben heute sehr viele Rechte, aber einige vergessen, dass man diese Rechte erst durch die Erfül-lung von Pflichten erwerben muss. Dies gilt natürlich nicht für das Recht auf Liebe und Zuneigung, aber sicher für materielle Ansprüche. Auch die Einflüsse von außen, durch die Medien, die Schule und durch Freunde werden immer größer. Die Werte der Eltern werden täglich in Frage ge-stellt.
Auch war früher die Erziehung und Versorgung der Kinder die Aufgabe mehrerer Personen. Vater und Mutter wurden von Opa und Oma unterstützt. Heute stehen die Eltern, manchmal sogar nur ein Elternteil, mit dieser schweren Aufgabe alleine da. Und sind natürlich überfordert. Zumal die Schule häufig eher noch mehr Probleme bringt als Entlastung.
Ein Kind braucht Liebe, Zuneigung und Wertschätzung. Aber auch Anforderungen, Pflichten sowie klare Grenzen und Konsequenzen. Denn das Leben besteht nun einmal auch aus Pflichten und Grenzen. Wir sagen, der Mensch braucht innere Strukturen, und diese müssen erworben werden, z. B. durch regelmäßigen und pünktlichen Schul-besuch.
Junge Menschen haben laut § 1 Sozialgesetzbuch das Recht auf Förderung ihrer Entwicklung, aber auch auf Erziehung.
Die Eltern haben ebenfalls Anspruch auf Hilfe bei der Er-ziehung ihrer Kinder, sofern dies notwendig ist.
Erziehungsarbeit ist Beziehungsarbeit
Wir verstehen Erziehung als Aufgabe zu fördern, aber auch zu fordern und Grenzen zu setzen. Nur wenn uns dies in ausreichendem Maße gelingt, kann sich auch die Beziehung positiv entwickeln. Und ohne Beziehung, ohne Achtung und Wertschätzung der Person wird Erziehung zur Dressur. Der junge Mensch, seine Entwicklung und seine Zukunft müssen im Vordergrund stehen.
Im Moment ist die Situation bei Ihnen zu Hause so schwierig geworden, dass die Entscheidung ansteht, ob Ihr Sohn oder Ihre Tochter vorübergehend oder längerfristig in einem Heim untergebracht wird. Diese Situation ist ein Problem, aber kein Unglück.
Was würde eine Unterbringung im Regenbogenhaus für Sie bedeuten?
Wir arbeiten nach dem Tandem-Prinzip
Das vom Regenbogenhaus entwickelte TANDEM-Konzept, bedeutet eine enge Kooperation von Jugendamt, Eltern und Heim.
Dieses Konzept funktioniert wie ein Tandem. Alle Beteiligten fahren in die gleiche Richtung. Dabei ist nicht entscheidend, wer wie viel Energie aufwendet.
Sie als Eltern haben vielleicht genug „gestrampelt“ und brauchen eine Atempause. Wichtig ist, dass wir auf demselben Fahrrad sitzen, uns über die Richtung einigen und die Mitfahrer dem, der lenkt, voll vertrauen.
Bedeutet das, dass Sie das „Ruder“ ganz aus der Hand geben?
Keinesfalls. Sollte es zu einer Unterbringung kommen, hat Ihr Kind in einer unserer Wohngruppen seinen Lebensmittelpunkt. Natürlich müssen dort dann auch die alltäglichen Entscheidungen getroffen werden.
Grundsatzentscheidungen gehören in den Hilfeplan und an dem sind Sie, das Jugendamt, Ihr Kind und wir beteiligt.
In den ganz normalen Alltag sind Sie auch eingebunden, denn der Einzelbetreuer Ihres Kindes hält Sie immer auf dem Laufenden. Darüber hinaus wollen wir mit Ihnen, im Rahmen von Elterngesprächen, an den familiären Perspektiven arbeiten, denn …
… Sie sind und bleiben die Eltern, und wir brauchen Sie!
Hilfe zur Erziehung in Anspruch zu nehmen, ist für viele Eltern ein sehr schwerer, aber auch sehr verantwortungsvoller Schritt.
Die Unterbringung Ihres Kindes bedeutet für Sie zunächst einmal die Chance zur Entlastung Ihrer familiären Situation.
Andererseits machen sich die meisten Eltern weiterhin Sorgen oder tragen große Schuldgefühle mit sich herum.
Viele Fragen sind ja jetzt offen. Für Sie und Ihr Kind beginnt ein neuer Abschnitt im Umgang miteinander. Um Ihrem Kind eine positive Entwicklung zu erleichtern, möchten wir mit Ihnen und Ihrem Kind an gemeinsamen Zielen arbeiten.
Diese Unterbringung ist eine Chance für Ihr Kind und darüber hinaus für die ganze Familie.
Aber die können wir nicht ohne Sie nutzen. Deshalb laden wir Sie im regelmäßigen Abstand von 4 bis 6 Wochen zu Elterngesprächen ein.
Gemeinsam erarbeiten wir dabei Bedingungen, die der guten Entwicklung Ihres Kindes förderlich sind.
Merkblatt für die Eltern zur Vorbereitung der Unterbringung im Regenbogenhaus